Begabt - Was tun?
Am Schlimmsten ist es, wenn man nicht über sein begabtes Kind reden oder seine Beobachtungen mit
anderen Eltern teilen kann.
Dieses Zitat stammt aus einem Brief
von einer Mrs Jones; er wurde am 25.August 1966 in der Zeitung "The Times" abgedruckt.
- Im selben Jahr gründete Margaret Branch, eine sozialpsychiatrische Betreuerin,
die National Association for Gifted Children (NAGC).
Von deren Homepage durften wir dankenswerterweise auch den folgenden Text übernehmen:
Was Sie als Eltern für Ihr begabtes Kind tun können
Als Eltern eines hoch- oder überdurchschnittlich begabten Kindes ist es für Sie
wichtig, sich darüber klarzuwerden, dass Ihr Kind außergewöhnlich ist und dass es
möglicherweise andere Bedürfnisse hat als andere Kinder. Ein solches Kind großzuziehen
kann physisch und emotional herausfordernd sein, weil die Entwicklungsverläufe eines
solchen Kindes oft erheblich von der Norm abweichen. Je begabter ein Kind ist, desto
größer ist die Abweichung von der Norm. Umso mehr müssen aber auch die Eltern ihre
Erziehungsstrategien anpassen.
Was können Sie tun?
- Lesen Sie so viel wie möglich über Begabung und informieren Sie sich über
die Merkmale von begabten Kindern. Die Bedürfnisse von begabten Kindern werden
oft missverstanden. Lesen Sie auch auf verschiedenen
Webseiten nach, was Experten über die
unterschiedlichen Aspekte von "Begabung" schreiben.
- Informieren Sie sich über die gesetzlichen Bestimmungen und die Angebote
der öffentlichen Stellen in Ihrer Umgebung.
- Wenden Sie "begabungsfreundliche" Erziehungsstrategien an. Ein außergewöhnlich
begabtes Kind großzuziehen ist eine Herausforderung. Nehmen Sie mit uns Kontakt
auf, wenn Sie Rat suchen; wir helfen Ihnen gerne weiter.
- Versichern Sie Ihrem Kind, dass es in Ordnung ist, anders zu sein. Hoch-
oder überdurchschnittlich begabte Kinder fühlen sich unter Ihren Klassenkollegen
und unter gleichaltrigen Freunden oft sehr einsam. Informieren Sie sich darüber,
wie begabte Kinder Freundschaften aufbauen können und unterstützen Sie Ihr Kind
dabei, gute Freunde zu finden.
- Suchen Sie Kontakt zu anderen Familien mit begabten Kindern - entweder über
lokale Organisationen oder über die Vereine und Gruppen in Ihrer näheren Umgebung.
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind die Möglichkeit hat, Freunde zu finden, die
seine Interessen teilen.
- Nehmen Sie sich Zeit, positive Beziehungen zu den Lehrern und der Schulleitung
der Schule Ihres Kindes aufzubauen. Seien Sie sich dessen bewusst, dass diese
meist das Beste tun, was ihnen unter den gegebenen Umständen möglich ist. Informieren
Sie sich darüber, was in der Schule Ihres Kindes zur Förderung von Begabten
getan wird.
- Nehmen Sie die Beschwerden Ihres Kindes darüber, dass ihm langweilig ist
oder dass es sich unterfordert fühlt, ernst. Lehrern und der Schule steht ein
gewisses Maß an Respekt und Spielraum zu, aber kein Kind sollte einem schlechten
erzieherischen Umfeld ausgeliefert sein.
- Wenn das schulische Umfeld den Fähigkeiten Ihres Kindes nicht entspricht,
überlegen Sie sich Lösungen und Ideen, bevor Sie an die Schule herantreten.
Sondieren Sie die Möglichkeiten, indem Sie als Familie Ideen dazu zusammentragen,
Nachforschungen anstellen, im Internet suchen und mit den Eltern anderer begabter
Kinder sprechen.
- Was das Kind im normalen Unterricht lernt, reicht nicht aus, um den Wissensdurst
Ihres Kindes zu befriedigen. Suchen Sie nach außerschulischen Angeboten und
Aktivitäten, Sommerkursen und anderen Lernmöglichkeiten. - Planen Sie Wochenendaktivitäten,
die seinen Interessen entgegenkommen.
- Ziehen Sie unter Umständen auch alternative Schulformen bzw. Heimunterricht
in Erwägung. Dadurch können die Jahre, die Ihr Kind schulpflichtig ist, eher
seinen Interessen entsprechend genutzt werden.
- überlegen Sie, ob für Ihr Kind ein Universitätsbesuch parallel zum regulären
Schulunterricht interessant wäre. Dazu müssten Sie sich rechtzeitig mit dem
Leiter der Schule Ihres Kindes, der örtlichen Schulbehörde und der in Frage
kommenden Universität in Verbindung setzen. Hochbegabte Jugendliche sind oft
schon vor dem Alter von 18 Jahren im Stande, den auf der Universität gebotenen
Inhalten zu folgen. Eine Möglichkeit, um herauszufinden, ob diese Option für
Ihr Kind die richtige ist, wäre der versuchsweise unverbindliche Besuch
einer Vorlesung oder eines Seminars an einer universitären Einrichtung oder
die probeweise Teilnahme an einem Fernstudienlehrgang.
- Suchen Sie einen Mentor oder Tutor, der die Entwicklung der Begabungen und
Interessen Ihres Kindes unterstützen kann.
- Bleiben Sie über die Lernerfahrungen Ihres Kindes informiert.
Setzen Sie sich für eine geeignete Einstufung und herausfordernde Bildungsinhalte
ein, wenn auf die Bedürfnisse ihres Kindes nicht eingegangen wird. Bevor Sie
mit dem Lehrer Ihres Kindes oder dem Schulleiter sprechen, informieren Sie sich
darüber, wie Sie ein solches Treffen möglichst konstruktiv gestalten können,
damit die Ergebnisse so gut als möglich den Bedürfnissen ihres Kindes entgegenkommen.
- Spenden Sie Bücher, die Sie nützlich gefunden haben, der lokalen Bücherei
oder der Schulbibliothek.
- Rücken Sie Vorurteile gegenüber begabten Schülern und
Schülerinnen zurecht. Wenn Eltern z.B. über das überspringen von Schulstufen
sprechen und jemand sagt: "Ich kenne ein Kind, das zwei Klassen übersprungen
hat und immer schlecht war.", könnten Sie von einem Kind erzählen, das in seinem
neuen Umfeld aufgeblüht ist, in der höheren Altersstufe neue Freundschaften
geschlossen hat und herausgefordert und viel glücklicher war als davor.
- Schlagen Sie LehrerInnen, die begabte Kinder fördern, für örtliche oder
staatliche Preisverleihungen vor. Betonen Sie in dem entsprechenden Schreiben,
dass dieser Lehrer/diese Lehrerin viel dazu beiträgt, dass in seinem/ihrem Bereich
das weitverbreitete Problem von hoch- oder überdurchschnittlich begabten Minderleistern
gelöst wird.
(nach Jan & Bob Davidson und Laura Vanderkam, 2004:
Genius Denied: How to Stop Wasting our Brightest
Young Minds, Simon & Schuster)
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